Die vierundzwanzig Stunden der Passion Unseres Herrn Jesus Christus
Die 24 Stunden des bitteren Leidens Unseres Herrn Jesus Christus von Luisa Piccarreta, der kleinen Tochter des Göttlichen Willens
Inhaltsverzeichnis
†Zweiundzwanzigste Stunde
Von 14 Uhr bis 15 Uhr†
Dritte Stunde des Todeskampfes Jesu am Kreuz
Vorbereitungsgebet für alle Leidensstunden
Fünftes Wort:
„Mich dürstet!“
Sterbender Heiland! Dein Kreuz umfassend, fühle ich das Feuer, das Deine ganze Person verzehrt. Dein Herz pocht so stark, dass es Dich entsetzliche, ja Herz zerreißende Qualen ausstehen lässt, dass Deine ganze Menschheit eine Umgestaltung erfährt und Du unkenntlich geworden bist. Das Feuer der Liebe, das in Deinem Herzen glüht, setzt Dich ganz und gar in Flammen und trocknet Dich aus. Da Du sie nicht zurückhalten kannst, empfindest Du stark die Pein des Durstes, gewiss auch infolge Deines in Strömen vergossenen Blutes. Aber weit mehr peinigt Dich der geistige Durst nach dem Heil unserer Seelen. Du möchtest uns gewissermaßen trinken wie Wasser, um uns in Dir in Sicherheit zu bringen. So raffst Du Deine erschöpften Kräfte zusammen und rufst aus:
„Mich dürstet!”
Ach, diesen Ruf wiederholst Du bei jeder Seele:
„Mich dürstet nach deinem Willen, nach deinen Neigungen, nach deinen Begierden, nach deiner Liebe! Erquickenderes und erfrischenderes Wasser kannst du Mir nicht geben, als wenn du Mir deine Seele schenkst. O lass Mich nicht brennen in dieser Glut. Ich habe glühenden Durst, fühle nicht allein Meine Zunge und Kehle brennen, sodass Ich kaum ein deutliches Wort hervorzubringen vermag, Ich fühle auch, wie Mein Herz und Meine Eingeweide verdorren. Habe Mitleid mit Meinem Durst!”
Und wie wahnsinnig vor Durst gibst Du Dich dem Willen des Vaters hin.
Ach, mein Herz kann kaum mehr schlagen, wenn ich die Ruchlosigkeit Deiner Feinde sehe, die Dir anstatt Wasser einen Trunk von Essig und Galle geben. Du weist ihn nicht zurück. O ich begreife, sie wollen Dir damit den Essig der nicht bezähmten Leidenschaften und die Galle unserer bitteren Sündenschuld reichen. So erhöhen sie nur Deinen Durst, anstatt Dich zu erquicken.
Mein Jesus, hier ist mein Herz, hier sind meine Gedanken, meine Neigungen, mein ganzes Sein, womit ich Deinen Durst stillen und Deinen brennenden und mit Bitterkeit erfüllten Mund laben möchte. Alles, was ich habe, alles, was ich bin, sei Dir geweiht, mein Jesus. Wären meine Leiden notwendig, um auch nur eine einzige Seele retten zu können, bin ich bereit, alles zu leiden. Dir bringe ich mich ganz zum Opfer dar. Mache mit mir, was Dir gefällt.
Ich möchte Dir Ersatz bieten für den qualvollen Durst, den Du erleidest um der Seelen willen, die verloren gehen. Welches Leid fügen Dir oft auch jene Seelen zu, die sich in Traurigkeit und geistiger Verlassenheit befinden! Statt Dir diese Leiden aufzuopfern als labenden Trank für Deinen brennenden Durst, verlassen sie sich auf sich selbst und vermehren so Deine Leiden.
Sechstes Wort:
„Es ist vollbracht!“
Mein sterbendes höchstes Gut! Das uferlose Meer Deiner Leiden, das Feuer der Liebe, das Dich verzehrt, und noch mehr als alles andere der höchste Wille des Vaters, der will, dass Du den Tod erleidest, rauben Dir jede Hoffnung, Dein irdisches Leben fortsetzen zu können. Wie aber werde ich leben können ohne Dich? Schon sind Deine Kräfte erschöpft, die Augen verdunkelt, das Antlitz ist entstellt und totenbleich, der Mund halb geöffnet, der Atem bald beschleunigt, bald unterbrochen. Keine Hoffnung ist mehr vorhanden, Dein Leben erhalten zu können. Die Glut, die Dich verzehrt, wechselt mit eisiger Kälte, Deine heilige Stirn ist in Schweiß gebadet. Deine Muskeln und Nerven ziehen sich infolge der Schmerzen und der durchbohrten Hände und Füße immer krampfhafter zusammen, die Wundmale erweitern sich immer mehr. Ich erbebe und fühle mich dem Tode nahe. Ich schaue Dich an, mein höchstes Gut, und sehe aus Deinen Augen die letzte Träne rinnen, die Vorbotin des nahen Todes, und mühsam lässt Du die Worte vernehmen:
„Es ist vollbracht!”
Mein Jesus! Deine Liebe hat alle Mittel erschöpft. Es bleibt Dir nichts mehr übrig, denn sie ist beim höchsten Grad angelangt. Darf auch ich gänzlich von Deiner Liebe verzehrt werden? Und welchen Dank müsste ich Dir nicht dafür erstatten! Mein Jesus, ich möchte Sühne leisten für alle Menschen, gutmachen, wenn man Deiner Liebe nicht entspricht, und Dich trösten für die Schmach, die Du von Deinen Geschöpfen erfährst, während Du Dich auf dem Kreuz in Liebe verzehrst.
Siebtes Wort:
„Vater, in Deine Hände befehle Ich Meinen Geist!”
Mein gekreuzigter, verscheidender Heiland! Deine Menschheit ist bereits erstarrt, Dein Herz scheint nicht mehr zu schlagen. Bald wirst Du den letzten Atemzug Deines sterblichen Lebens tun.
Mit Magdalena umarme ich Deine Füße. Ich möchte, wenn es möglich wäre, mein Leben hingeben, um das Deine zu erhalten.
Nun sehe ich, dass Du noch einmal Deine sterbenden Augen öffnest und am Kreuz umherschaust, als wolltest Du allen den letzten Abschiedsgruß geben. Du blickst auf Deine Mutter, die, bewegungslos und stumm, mit Dir zu sterben scheint, so groß sind Ihre Leiden. Und Du sprichst zu Ihr:
„Lebe wohl, Meine Mutter, Ich scheide, aber Ich werde Dich in Meinem Herzen tragen. Habe Sorge für Deine und Meine Kinder!”
Du schaust auf die weinende Magdalena, auf den treuen Johannes, und mit Deinen Blicken sprichst Du zu ihnen:
„Lebt wohl!”
Mit Liebe schaust Du sogar Deine Feinde an, und Deine Blicke sprechen zu ihnen:
„Lebt wohl! Ich verzeihe euch, Ich gebe euch den Kuss des Friedens.”
Deinem Blick entgeht nichts, von allen nimmst Du Abschied, allen verzeihst Du. Noch einmal raffst Du Deine Kräfte zusammen und rufst mit lauter, starker Stimme:
„Vater, in Deine Hände befehle Ich Meinen Geist!” Neigst Dein Haupt und stirbst…
Der Tod Jesu
Mein Jesus! Bei diesem Schrei wird die ganze Natur erschüttert und beweint Deinen Tod, den Tod ihres Schöpfers. Die Erde erbebt. Es scheint, als wolle sie auch die Geister erschüttern, damit sie Dich als wahren Gott anerkennen. Der Vorhang im Tempel zerreißt, die Toten stehen auf, die Sonne, die bis dahin Deine Leiden geschaut, hat schaudernd ihr Licht zurückgezogen. Einige Deiner Feinde knien bei Deinem letzten Ausruf nieder, schlagen an die Brust und sprechen:
„Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn!”
Deine Mutter, die wie versteinert dasteht und aussieht wie eine Sterbende, duldet Qualen, bitterer als der Tod.
Mein gestorbener Heiland! Mit diesem Deinem letzten Ruf legst Du uns alle in die Hände des Vaters, dass er uns nicht zurückweise. Darum rufst Du nicht allein mit der Stimme Deiner Brust, sondern auch mit der Stimme Deiner Leiden und Deines Blutes so stark und mächtig aus:
„Vater, in Deine Hände befehle Ich Meinen Geist, (mit Ihm auch alle Seelen)!”
Mein Jesus, ich überlasse mich Dir. O gib mir die Gnade, ganz in Deiner Liebe und in Deinem Willen zu sterben. Lass nicht zu, dass ich je, sei es im Leben, sei es im Tode, aus Deinem Willen herausgehe.
Darum will ich sühnen für alle, die sich nicht vollkommen Deinem heiligsten Willen hingeben und so die kostbare Frucht Deiner Erlösung schmälern. Wie groß ist doch der Schmerz Deines Herzens, o Jesus, wenn Du siehst, wie so viele Menschen aus Deinen Armen fliehen und sich auf sich selbst verlassen! Erbarmen für alle, Erbarmen für mich!
Jesus, ich verehre Dein dornengekröntes Haupt und bitte Dich um Verzeihung für meine hochmütigen, ehrgeizigen und selbstgefälligen Gedanken. Ich verspreche Dir, jedes Mal, wenn mir ein Gedanke kommt, der nicht für Dich ist, oder wenn ich mich in Gelegenheiten befinde, wo ich Dich beleidigen könnte, sofort auszurufen: „Jesus und Maria, ich empfehle Euch meine Seele!”
Jesus, ich gedenke dessen, was Du bis zum letzten Augenblick an Beschimpfungen und Lästerungen anhören musstest. Ich bitte Dich um Verzeihung, wenn ich Reden angehört habe oder anhören ließ, die uns von Dir entfernen, um Verzeihung auch für alle schlüpfrigen Unterhaltungen, die von Menschen geführt werden. Ich verspreche Dir, sooft ich mich in Gelegenheiten befinde, ungeziemende Reden zu hören, sofort auszurufen: „Jesus und Maria, ich empfehle Euch meine Seele!”.
Mein Jesus, ich verehre Dein heiligstes Antlitz, das bleich, fahl und mit Blut benetzt ist. Ich bitte Dich um Verzeihung für die Missachtung, für alle Beschimpfungen und Schmähungen, die Du von uns elenden, sündigen Geschöpfen erfahren musst. Ich verspreche, sooft ich mir bewusst bin, dass ich es an der Dir schuldigen Verherrlichung, Liebe und Anbetung fehlen lasse, sogleich auszurufen:
„Jesus und Maria, ich empfehle Euch meine Seele!”
Jesus, ich sehe an Deinem Halse noch die Striemen der Ketten und Stricke, womit sie Dich gefesselt hatten. Ich bitte Dich um Verzeihung für die ungeordneten Neigungen und Anhänglichkeiten der Menschen, die ebenso viele Ketten und Stricke sind, die sie Dir um den Hals legen. Ich verspreche Dir, sooft sich Anhänglichkeiten, Wünsche und Neigungen in mir regen, die nicht für Dich sind, ohne Säumen auszurufen: „Jesus und Maria, ich empfehle Euch meine Seele!”
Jesus, ich erblicke Deine tiefe Schulterwunde und bitte um Verzeihung für so viele unerlaubte Befriedigungen und alle Sünden, die wir mit den fünf Sinnen unseres Leibes begangen haben. Ich verspreche Dir, sooft mir der Gedanke kommt, mir Vergnügungen oder Befriedigungen zu gestatten, die nicht zu Deiner Verherrlichung gereichen, gleich auszurufen: „Jesus und Maria, ich empfehle Euch meine Seele!”
Mein Jesus, ich bitte Dich auch um Verzeihung für die Kälte, Gleichgültigkeit, Lauheit und empörende Undankbarkeit, die Dir vonseiten der Menschen zuteilwerden. Ich verspreche Dir, sooft ich meine Liebe zu Dir erkalten fühle, ohne Verzug auszurufen: „Jesus und Maria, ich empfehle Euch meine Seele!”
Jesus, ich küsse Deine heiligen Hände und bitte Dich um Verzeihung für so viele böse und gleichgültige Werke, für so viele Handlungen, die durch die Eigenliebe und die Selbstgefälligkeit verdorben werden. Ich verspreche Dir, jedes Mal, sobald ich mir bewusst werde, dass ich nicht aus Liebe zu Dir arbeite, auf der Stelle auszurufen: „Jesus und Maria, ich empfehle Euch meine Seele!”
Jesus, ich küsse Deine heiligen Füße und bitte Dich um Verzeihung für so viele Schritte, für so viele Wege, die ohne die rechte Meinung gegangen werden; auch für jene Menschen ohne Zahl, die sich von Dir entfernen, um irdischen Vergnügungen nachzugehen. Ich verspreche Dir, sooft mir der Gedanke kommt, mich von Dir zu entfernen, auszurufen: „Jesus und Maria, ich empfehle Euch meine Seele!”
Jesus, ich bete Dein heiligstes Herz an und möchte in ihm alle von Dir erlösten Seelen, auch die meinige, einschließen, damit keine verloren gehe und alle gerettet werden. Jesus, schließe Du selbst mich in Dein Herz ein und versperre die Türe, dass ich nichts anderes mehr sehe als Dich allein. Ich verspreche, sooft mich die Lust anwandelt, aus Deinem Herzen herauszugehen, sogleich auszurufen:
„Jesus und Maria, ich empfehle Euch meine Seele!”
Erwägungen und praktische Übungen
von Hl. Pater Annibale Di Francia
Jesu Lippen brennen vor Durst. Brennen auch wir vor Liebe zu Jesus? Haben unsere Gedanken, unsere Neigungen immer den Zweck, seinen glühenden Durst zu stillen?
Jesus ruft am Ende seines leidensvollen Daseins, das ihn für uns verzehrt hat, aus: „Es ist vollbracht!” Bemühen auch wir uns, ein beständiges Brandopfer seiner Liebe zu sein? Jede Tat, jedes Wort, jeder Gedanke brachte Jesus der Vollendung seines Opfers näher. Spornen unsere Gedanken, Worte und Werke auch uns an, uns aus Liebe zu Jesus zu verzehren?
Jesus, mein süßes Leben! Hauche den letzten Atemzug, der Dein Werk vollendet, in mein armseliges Herz aus, damit auch ich das Siegel der Vollendung Deines Opfers empfange.
Auf dem Kreuz vollzieht Jesus in allem den Willen seines Vaters und haucht sein Leben aus in einem Akt vollkommenster Ergebung in seinen heiligsten Willen. Erfüllen auch wir in allem den Willen Gottes? Ergeben wir uns vollständig in seinen Willen, ohne darauf zu achten, ob er Freudvolles oder Leidvolles verlangt, da uns allein der Gedanke zufrieden stellt, dass wir uns in seinen väterlichen Armen befinden? Sterben wir ohne Unterlass uns selbst ab aus Liebe zu Jesus? Können wir sagen, dass wir leben und doch nicht leben? Dass wir tot für alles sind, um nicht mehr von unserem Leben, sondern vom Leben Jesu allein zu leben? Ruft alles, was wir denken, wünschen, lieben, tun, in uns das Leben Jesu wach, sodass jeder unserer Gedanken, Schritte, Wünsche und jedes unserer Worte in Jesus gänzlich dem Tode geweiht sind?¹
Jesus, mein Leben sei ein fortgesetztes Sterben aus Liebe zu Dir, aber jeder Tod, den ich erleide, sei Leben, das ich allen Seelen geben möchte.
¹ Weil Jesus in uns lebt und wirkt, ist unser Wirken, soweit es von unserem Eigenwillen bestimmt wird, von unserer Seite gleichsam tot.
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